Donnerstag, 18. Juli 2013

Von Freundschaft unter Schwänen.


Liebe Freunde, 
nicht mehr und nicht weniger.

mit großer Freude habe ich eure Nachrichten mit der Bitte um neue Blogeinträge gelesen.
Es freut mich, dass meine Gedanken bei euch Anklang finden und meine Geschichten euch mit auf die Reise nehmen, in meine Gedankenwelt und rund um den Globus.
Es wird wieder Zeit euch auf den neuesten Stand zu bringen, und das nächste Reiseabenteuer steht bereits vor der Tür.


Aber eins nach dem anderen.
Ihr wisst, Anton ist mich vor über einem Monat besuchen gekommen.
Wir haben eine wundervolle Zeit in Guilin, ruhige Tage in Xingping und aufregende Touren in Yangshuo verbracht, umso schlimmer, dass ich jetzt erst dazu komme sie zu erwähnen.
Guilin bzw. Yangshuo ist eine Reiseschönheit, wenn man es denn, wie wir, schafft den chinesischen Touristengruppen zu entkommen.
So radelten wir durch schönste Naturlandschaften, umgeben von Karstbergen, Lokalbauern und der Fauna Südchinas.



Wir lieferten uns Wettrennen auf dem Li River mit den Chinesen und ließen uns und unsere Fahrräder auf Bambusflößen auf die andere Seite des Ufers befördern.
Verbrachten eine wunderschöne Zeit, die leider viel zu schnell vorbei ging...

Mit dem Bambusfloß auf dem Li River.

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Seit fast einem Jahr bin ich jetzt von meinen Liebsten und Freunden getrennt, einer davon Anton.
Es ist verrückt, wie man dennoch verbunden bleibt, wie dann und wann der Name einer alten Bekanntschaft im Kopf auftaucht, wie man wieder in Kontakt kommt und bleibt.
Manche Freundschaften verblassen angesichts der Entfernung, andere blühen besonders auf, weil man realisiert, wie sehr man sich eigentlich vermisst.


Ich möchte euch heute eine Geschichte erzählen, die mir noch heute Gänsehaut bereitet, wenn ich zurück denke:
Vor fast 1,5 Jahren lernte ich in Thailand Laura kennen.
Es war die Nacht der Blackmoonparty, bekannt dafür Menschen aus aller Welt nur aus einem Grund zu verbinden: um die Nacht zum Tag zu machen.

Dröhnende Bässe irgendwo zwischen Minimal und Techno trugen mich am Strand von Koh Phangan bis in die frühen Morgenstunden.
Plötzlicher Monsunregen sorgte dafür, dass die Menge auch um fünf Uhr morgens noch voller Energie und keineswegs müde war.
Wir tanzten im Regen und sorgten uns nicht um Morgen, die Reste der Neonfarbe, die vor dem Regen noch unsere Haut geschmückt hatte, leuchteten im Schwarzlicht um die Wette.
Irgendwann nahm ich mir eine kurze Auszeit von dem neonfarbenen Getummel, das wie ein riesiger Tausendfüßler im Takt hüpfte.
Mit dem Po im Sand und den Füßen im Wasser wollte ich 5 Minuten einfach für mich sein.
Laura aus Dänemark gesellte sich jedoch schnell zu mir.
Sie sprach von ihren Freunden mit denen sie unterwegs war und von ihrer besten Freundin.
Und von Schwänen.
Ich war überwältigt von dem, was man ihr im alten Rom wohl als Weisheit attestiert hätte:

Der Schwan, erzählte sie mir, sei der Nationalvogel der Dänen.
Schwäne seien die wahrscheinlich treuesten Tiere dieser Welt.
Eines Tages würden sie ihren "Soulmate" finden.
Nicht unbedingt einen Liebespartner, aber jemanden, dem sie in unbedingter Freundschaft tief verbunden seien.
Der Schwan vergesse seinen Gefährten nie, wie weit sie auch räumlich voneinander entfernt seien, sie fänden einander immer irgendwie wieder, seien füreinander da und ertrügen die Launen des anderen, weil sie wüssten, dass sie sich auf den anderen immer verlassen können.
Im Alter würden sie füreinander sorgen.
Sterbe ein Schwan, so folge der andere ihm innerhalb von 5 Tagen sogar bis in den Tod.
Bis heute weiß ich nicht ob ihre Geschichte stimmt.

Neben uns fiel ein junger Mann in den Sand, ein Deutscher, wie sich später herausstellte.
Erschöpft vom Tanzen und einige Bier zu viel im Kopf, sank er auf den noch immer warmen Sand. 
Er habe seine Freunde im Getummel verloren, stammelte er, kaum fähig zu mehr Worten.

Laura lief los und kaufte ihm eine Flasche Wasser, sie verlangte auch später kein Geld von ihm.
Jeder habe einen guten Freund verdient, der sich sorge, sagte sie.
Sie bat mich, mich um ihn zu kümmern, solange sie schnell zur Toilette liefe.
Der Deutsche sah mich zwischen den von mir aufgezwungenen Trinkpausen immer wieder mit dankbaren Augen an und fragte mich, warum ich so großzügig sei.
"Nicht ich", sagte ich, "Laura".
Ich blieb noch eine Stunde, hörte mir Geschichten an, die man von einem Betrunkenen eben hört, schwieg aber und blickte aufs Meer.
Ich habe Laura nie wieder gesehen. 

Auf Reisen treffe ich immer wieder diese bewundernswerten und außergewöhnlichen Menschen, die mir etwas auf den Weg geben, das mich tief berührt und noch lange bewegt.
Meine Einstellung zu guten Freunden, Bekannten und Bekanntschaften zum Beispiel habe ich, seitdem ich Laura kennengelernt habe, grundlegend geändert:
Auch wenn ich weiß, dass ich nicht mit allen Freunden täglich in Kontakt sein kann, so weiß ich, dass uns etwas verbindet, dass uns zur richtigen Zeit am richtigen Ort wieder zusammen führen wird.

Liebste Freunde, es geht mir wundervoll, auch wenn ich euch sehr vermisse.
In 2,5 Monaten bin ich wieder in der Heimat, da sehen wir uns wieder.
Und wenn nicht, dann sehen wir uns irgendwo in der Welt wieder.
Auch das ist mir schon passiert, aber dazu ein anderes Mal.

Küsse aus tiefster Freundschaft,
Cherry


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