Sonntag, 15. Dezember 2013

Von tiefster Gastfreundschaft und Fremdenliebe - Nepal: Teej Festival.


Liebe Freunde der Authentizität.

es ist unfassbar, dass es ganze 12 Monate gedauert hat, bis ich diesen Eintrag endlich vervollständigt habe. Bewerbungen, Klausuren und der ganz normale Alltag standen im Weg.
Vielleicht war es aber auch die Erinnerung, die mir noch viel zu gegenwärtig war, als dass ich sie in einem Eintrag einfach niederschreiben konnte.
Aber heute sollt ihr sie bekommen: die Geschichte, wie ich ganz unverzüglich die Verlobte eines Nepali Mannes wurde.
Aber von vorn:


Kaum erholt von den Strapazen meiner ersten Wanderung mit Verena, landete ich ein paar Tage später in einem ganz ungewöhnlichen Hostel.
Zugegeben, als der Besitzer mich zur Begrüßung umarmte, war ich noch etwas verwundert, aber das gesamte Personal schien wie eine große Familie, das die Gäste nur allzu gern aufnahm.
Wir aßen gemeinsam mit den Fingern aus großen Schüsseln Dal Bhat und tranken Masala Tee. Ich unterhielt mich noch lange mit der Frau des Besitzers, die mich in die Welt des Hinduismus entführte.
Sie erzählte mir von Elefantengöttern und Familienzwist, Schweigeklöstern und Familientraditionen.
Diese Nacht träumte ich von den Farben Nepals, der Musik und tanzenden Menschen...

Am nächsten Morgen lief ich durch die Straßen Kathmandus. Die Stadt war erfüllt von Familien, Kindern, die auf der Straße spielten, Frauen, die mit Händen voll exotischer Gewürze vom Einkauf kamen und Freundinnen, die sich gegenseitig Mehendi auf die Arme malten. Bei letzteren blieb ich stehen. Ich bewunderte die feinen Linien und die graziösen Figuren, mit der sie nach und nach ihre gesamten Arme bedeckten.
Vielleicht starrte ich zu lange, vielleicht war ich zu neugierig, vielleicht waren die Damen aber auch einfach an der weißen Besucherin interessiert, die da in der Tür stand. Und so baten sie mich in ihre kleine Hütte, die nicht größer als 3 qm war. Mit gebrochenem Englisch fragten sie nach meiner Herkunft und Familie, erzählten von arrangierten Ehen, glücklichen Familien und schwierigen Situationen. Und von Teej. Dem Festival für Frauen.
Ob ich kommen würde, fragten sie, morgen sei das große Fest im großen Tempel. Das Fest sei für alle Frauen. Ich müsse kommen. Nepal heiße mich willkommen.
Ich zögerte. "Ich mache dir Mehendi wie alle Nepali Frauen und du kannst den Sari meiner Tochter ausleihen", bot eine der Frauen an. "Komm mit, sei unser ausländischer Gast" bat die andere. Zwei Stunden später waren meine Hände bedeckt mit rotbraunen Ornamenten und ich hatte mir bei einem Schneider um die Ecke meines Hostel einen Sari anfertigen lassen.

Nächster Morgen. Aufgeregt lief ich in den kleinen Laden meiner gestrigen Bekanntschaften. Sie begrüßten mich mit einem breiten Grinsen und halfen mir meinen Sari anzuziehen. Das ist wirklich nicht einfach! Zu dritt machten wir uns auf in den großen Tempel.
Dort standen bereits tausende von Frauen Schlange, um endlich in den Tempel gelassen zu werden. Die Damen aßen und tranken gemäß der Tradition nichts, in der sängenden Mittagssonne kollabierten viele der Frauen. Auch meine beiden Begleiterinnen verabschiedeten sich frühzeitig, da es ihnen nicht gut ging. Ich bat ihnen an sie heim zu bringen, aber sie lehnten vehement ab.
Da stand ich nun. Alleine unter tausenden Nepali Frauen, keine Ahnung, was ich eigentlich hier machte. Doch schnell kamen die Damen hinter mir mit mir ins Gespräch. Wir lachten und tanzten und machten Unmengen an Fotos bis eine Polizistin auftauchte und mich bat das Gelände zu verlassen, da ich kein Hindi spräche. Ich machte mich schon auf zu gehen, da preschten meine neuen Bekanntschaften vor: Teej sei für alle Frauen, jeder Hautfarbe und außerdem sei ich ihre Schwägerin, verheiratet mit ihrem Bruder. So schnell geht das also, dachte ich. Die Polizistin verschwand, meine Anwältin zwinkerte mir zu. Nein, du musst jetzt nicht meinen Bruder heiraten, sagte sie, ich habe gar keinen.

Nach 6 Stunden Schlange stehen gelangten wir in das Herz des Tempels. Da der Zutritt nur Hindus gestattet ist, bedankte ich mich herzlichst bei meinen Weggefährtinnen, die mich unbedingt mitnehmen wollten und sagte ihnen wir sähen uns auf der anderen Seite.
Dort empfing mich die wohl größte und bunteste Party die ich nach der Fullmoon Party auf Reisen je gesehen hatte. Laute Bässe und indische Musik hallte in ohrenbetäubender Lautstärke über das Gelände. Und so weit ich sehen konnte war der Platz gefüllt mit tanzenden Frauen in allen Farben.
Ich mischte mich in die Menge, tanzte mit den Frauen, wurde für unendlich viele Fotos verpflichtet, fand bald meine alten Gefährtinnen wieder.

Müde, aber noch völlig verzaubert von der nepalischen Kultur fiel ich Stunden später abends ins Bett.
Nepal hatte sich mir als ein wahnsinnig gastfreundliches, neugieriges und authentisches Land mit großem Kulturschatz erwiesen.

Schon bald ging es für mich heim nach Deutschland, im Gepäck die Kontaktdaten vieler Nepalifrauen vom Teej Festival, mit denen ich noch heute in Kontakt bin. Auch ein Jahr später ist mir klar: diese Damen werde ich eines Tages wiedersehen.

Ich wünsche euch Authentizität, den Mut euch auf Neues einzulassen, Offenheit für alle Kulturen und ein Fünkchen Glück.


Küsse,
Kushiali.


Auf dem Heimweg.

Zwei Busse im Überholmanöver.

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