Sonntag, 15. Dezember 2013

Auf dem Dach der Welt. Oder: Ein Traum, der endlich wahr wurde - Tibet.


Liebe Freunde des Tagtraums,

wenn ich an meine Zeit in Tibet zurückdenke, dann kommt es mir heute wie ein lange vergangener Traum vor.
Ein Traum von engen Gassen, in denen sich die Menschen bedingungslos ihrem Glauben hingaben, sich niederknieten und Zentimeter für Zentimeter sich ihrem Ziel näherten, dem heiligen Zentrum von Lhasa. Manche von ihnen waren tausende von Kilometern auf den Knien gekrochen, unterstützt von Fremden, die ihnen Nahrung und Logie und finanzielle Hilfe anboten.
Immer mit dem Ziel vor Augen: Lhasa.



Und so strandete auch ich nach einem 26-stündigen Zugritt im quirligen Lhasa, wo die Luft dünn von der Höhe und angereichert von ungewöhnlichen Düften, Yak Butterlampen und dem Rauch verbrannten Räucherwerks war.
In Lhasa dreht sich die Welt anders. Rechtsrum, um genau zu sein. Die Stadt muss im Uhrzeigersinn umrundet werden, ein Luftweg von 50 m (nach links) kann schnell zu 1500m (nach rechts) werden.
Wir begegneten debattierenden Mönchen und machten uns nach ein paar Tagen in dieser wundervollen Stadt auf zu unserem Wegziel: dem Mt. Everest Base Camp.

Vorbei an unzähligen Klöstern, heiligen Stätten und Gebetsflaggen erlebten wir äußerste Armut und zugleich tiefste Zufriedenheit.
Die Situation mit China ist angespannt, gewiss, wer mehr erfahren will kann mich gerne persönlich kontaktieren, aber es lässt sich die ausgesprochene Gelassenheit der Tibeter nicht leugnen.
Unterwegs mit einem alten Mönch des tantrischen Bön Buddhismus erhielten wir Einblicke in Rituale und das ganz alltägliche Leben. Wir wurden eingeladen mit Tibetern zu kochen und mit ihren Kindern zu spielen, tauschten Geschichten über das Leben und bestaunten die unbegreifliche Schönheit des tibetischen Hochlands - des Himalayas.

An Tag 8 unseres Aufenthalts war es schließlich so weit.
Das Everest Base Camp.
Doch dank Regen und Hagel war von dem weißen Riesen nur der Fuß zu sehen.
Wir begaben uns in die Obhut unseres tibetischen Freundes und erhielten einen Schlafplatz im Zelt eines anderen Tibeters, wo wir bis spät in die Nacht aßen, lachten und versuchten die dünne Luft auf 5500 Metern zu vergessen.
Ich konnte nicht schlafen.
Mt. Everest um 4 Uhr nachts
- hell genug dank 30 sekündiger Belichtungszeit.
Sobald ich eine Tiefschlafphase erreicht hatte meldete mein Körper Alarm. Zu wenig Sauerstoff.
Und so verließ ich um 4 Uhr das mollig warme Zelt und stapfte in die Kälte. Und da stand er.
Weit in der Ferne glitzerte seine Nordwand im Mondschein. Ich wanderte bis zu dem kleinen Tempel in meiner Nähe und setzte mich auf die kalten Steine. 2 Stunden verharrte ich und staunte über die Schönheit der Natur, die Absurdität der Welt und unser unfassbares Glück die Welt erleben zu dürfen.
Durchgefroren und zutiefst erfüllt kroch ich zurück in mein Bett. Mein letzter Tag in China (zumindest dachte ich das) war einer der schönsten und bewegendsten, die ich im Reich der Mitte erleben durfte.
Nicht zuletzt wurde für mich der Traum wahr das Tibet, das mir immer so mythisch erschienen war, sehr nah an den Menschen erleben zu dürfen.
Mythisch wird es für mich wohl immer bleiben, und egal, was der Tourismus in Zukunft aus diesem Land machen wird, für mich wird es immer wunderschön und zutiefst bewegend in Erinnerung bleiben.

Warum ich letztendlich doch nicht ausreisen durfte und von meinen anderen Abenteuern in Nepal bald mehr.
Bis dahin wünsche ich euch Zeit zum Träumen und ein Herz zum dankbar sein.

Kuesse, Tara.


Lhasa.







Pilgerer.

Gastfreundschaft.

Mt. Everest bei Tag
und der klischeehafte Beweis, dass wir es wirklich geschafft haben.

1 Kommentar:

  1. Einfach ein toller Erlebnisbericht...super... einfach supergeil !

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