Montag, 8. August 2011

Die Politik der Straße und eine viel zu lange Zugfahrt.


Liebe Freunde der guten Urlaubslektüre.

Gestern bzw. heute Morgen um 4 ging unsere verlängerte Zeit in Paris zu Ende. Wer von euch heute keine Lust auf Schwärmereien und gefühlsbetonten Enthusiasmus hat, der sollte sich diesen Part des Blogs wohl aufheben für einen melancholischeren Moment.

Um es kurz zu fassen: Unsere Zeit in Paris war atemberaubend. Unserer bester Stop bisher, wie ich finde. Die Zeit mit Pablo war ok, aber die beiden Abende, die wir mit Julien verbrachten, übertrafen alle unsere Vorstellungen. Ich möchte euch daher weniger über die Tage in Paris schreiben, natürlich hatten wir ein paar schöne Stunden auf den Wiesen vor dem Eiffelturm (ja, Anton hat geschlafen) und auch das Pantheon war gut, die Catacombes waren überfüllt, das hätten wir uns ja denken können.
Aber was wir bei Nacht erlebten, das hatte nichts mit langen Touri-Schlangen zu tun, nichts mit Abzocke oder dunkelhäutigen Franzosen, die versuchen ihre Zinn-Eiffeltürmchen loszuwerden.  Unsere Highlights waren daher eindeutig die beiden letzten Abende: Julien hatte uns nach einem bereits tollen Wein-Abend bei ihm zuhause in eine Bar geführt, die sich in einer unglaublichen Umgebung befand. In kleinen Straßen hatten sich streetart-Künstler die Ehre gegeben, Julien führte uns wie durch eine Ausstellung von Kunst, die nicht realitätsnaher, politischer und ästhetischer für mich sein konnte. Lange standen wir vor einem bestimmten Haus und versprachen morgen wiederzukommen, da wir vor Müdigkeit bereits fast umfielen.
Wie versprochen, führte er uns am nächsten Abend also an den gleichen Ort, um die Erkundung noch ein wenig fortzusetzen und politische Gespräche und Kunstkritiken loszuwerden. Ganz unverhofft wurden wir dabei auf die Gallerie-Party 5 junger Künstler, die draußen grillten und drinnen, in einem etwas heruntergekommenen Haus, durch ihre Kunst Kritik an der Unterdrückung nativer Amerikaner (Indianer) und dem Selbstbild der Frau von heute übten, eingeladen. Das war schon irgendwie magisch. 
Als uns Julien danach noch in eine Bar führte, die wiederum Ausdruck reinster surrealer Kunst war, waren wir vollends begeistert: Betrat man die alte Lagerhalle so stand man in einer Art Hotel aus den 1930ern, inklusive altem Telefon, Koffern von damals und schummrigen Kronleuchterlicht. Betrat man den nächsten Raum, stand man in einem Klassenzimmer aus den 60ern mit originalen Schulheften (z.T. Deutschunterricht!) und einer Ecke die Fossilien, die ihrerseits wieder in Kunstwerke verwandelt waren, ausstellte.
Und überall saßen Pariser Studenten, die Cocktails und Wein zu erstaunlich erschwinglichen Preisen tranken. Letztendlich ließen wir uns nach einem Rundgang durch diese riesige Kunstausstellung in dem Raum nieder, der theoretisch einen Friseursalon aus den 20ern darstellen sollte, durch die Möbel und alten Filmplakate mit der Zeit aber immer mehr zu einer Art altem Kino geworden war. Wir blieben bis die Bar schloss (was allerdings nicht allzu lange war) und fielen völlig übermüdet ins Bett.
Wir hatten Paris von einer Seite kennengelernt, die wir nie erahnt hätten und werden diese Erlebnisse sicher nicht so schnell vergessen. Heute Morgen dann fiel sowohl uns als auch Julien, der sogar mit uns um 4 Uhr aufgestanden war, um Frühstück zu machen (!), der Abschied sichtlich schwer. Aber wir versprachen wiederzukommen und er uns, uns dann mit seinen weiteren 10 favorisierten Bars und Plätzen den Atem zu rauben…
Den Schlaf, der uns die letzten Tage häufig versagt blieb, holen wir gerade auf dieser unglaublich langen Zugfahrt nach Biarritz, dem Surfing-Paradies nicht nur für Couchsurfer, nach. Auch wenn die Zeit mit Julien unvergesslich war, so freuen uns auf eine tolle Zeit mit zwei(?) weiteren CSern aus Deutschland und unseren beiden Hosts natürlich. Aus Porto haben wir übrigens auch schon 1,5 Zusagen und das, obwohl ich seit heute Nacht ich noch nicht wieder meine Mails gecheckt habe…
Bis ganz bald hoffentlich.

Aloha,
Anton und Sherin (hat schon richtig muskulöse Beine, siehe Bild)





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Einer meiner Favoriten.
Ich bin zum Interpretations-Diskurs bereit.



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